Taumelland besuchte in diesem Jahr zu allerersten Mal die Biennale in Venedig. Die 59. Biennale steht unter dem Motto „The Milk of Dreams“ und läuft noch bis zum 27.11.2022. Das Motto ist dem gleichnamigen Titel eines Märchens der Surrealistin Leonora Carrington entlehnt. Insgesamt beteiligen sich 213 Künstler*innen aus 58 Ländern an der Biennale, wobei der Schwerpunkt auf Arbeiten von Künstlerinnen liegt. Thematisch beschäftigt sich die Ausstellung mit der symbiotischen Beziehung zwischen dem Menschen und seiner natürlichen und zivilisatorischen Umwelt. Als sterbliche körperbehaftete Lebewesen sind wir weder unverwundbar noch von unserer Umwelt unabhängig, sondern eingewoben in ein Netz von Beziehungen und gegenseitigen Abhängigkeiten, die uns untereinander und mit der Welt verbinden. Das gilt sowohl für uns als Individuen wie auch für die Gesamtheit der menschlichen Zivilisation und deren Geschichte. Vor dem Hintergrund eines rasant fortschreitenden technologischen Wandels, der Globalisierung, andauernder Kriege, der Pandemie und des sich abzeichnenden Klimawandels bei fortschreitender Ausbeutung und damit einhergehender Zerstörung der Natur entfalten sich auf der Biennale die unterschiedlichsten Positionen. Wie die Menschheit, das Individuum und die Natur neu denken? Wo sind solidarische Beziehungen möglich und was folgt daraus? Utopie und Dystopie liegen hierbei oft dicht beieinander. Von der Wiedererneuerung im Sinne der Aufklärung („Man of Reason“) über die Vorstellung von posthumanen Lebensformen und Lebenswelten, den Wunsch nach einer allgemeinen Wiederverzauberung der Welt etc. gibt es viel zum Nachspüren, Einfühlen und Nachdenken. Am Begriff der „Wiederverzauberung“ („re-enchant“) lässt sich die Janusköpfigkeit der möglichen Zukunft einer menschlicher Zivilisation gut nachvollziehen. So meint er einmal den Versuch durch eine neue – magische – Beziehung das Bündnis mit der Natur und den Tieren zu erneuern – also in Harmonie und Einklang mit der Umwelt zu leben. Zum anderen verweist er aber auch auf die mögliche Bedrohung durch menschengemachte Technologien wie Künstliche Intelligenz, neuronale Netzwerke und Algorithmen, die losgelöst von aller Menschlichkeit in Zukunft unsere Lebenswelt steuern könnten und uns in ihrer Komplexität – die wir nicht mehr nachvollziehen können werden –in Form von scheinbarer Magie gegenüber treten würden.
Eigentlich aber ist die Biennale gar nicht so düster wie Ihr nun denken könntet. Das Ganze macht sehr viel Spaß, hat Witz und macht sowohl neugierig als auch Freude.
Die Biennale findet in Venedig an zwei Orten statt: einmal den Giardini (Biennale Hauptgebäude und Länder Pavillons) und zum anderen im Arsenale der ehemaligen Schiffwerft von Venedig. Ein Ticket gilt für den jeweils einmaligen Zutritt beider Veranstaltungsorte. Es gibt wirklich viel zu Entdecken und zusammen mit der großen Hitze wurde es mir irgendwann auch „Zuviel des Guten“ und ich musste die Segel streichen. Schöner wäre es für mich gewesen, ich hätte die Biennale jeden Tag mal so für zwei drei Stunden besuchen können, als nur an zwei „langen“ Tagen, ich hätte dann mehr von der gezeigten Kunst aufnehmen können.
Zur Biennale werden über die Stadt verstreut auch an anderen Stellen in Venedig Ausstellungen gezeigt – die sogenannten Collaterali. Eine gute Möglichkeit sonst für die Öffentlichkeit nicht zugängliche Orte mal von innen zu besichtigen.
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Momentaufnahmen von der Venedig Art Biennale 2022
Taumelland besuchte in diesem Jahr zu allerersten Mal die Biennale in Venedig.
Die 59. Biennale steht unter dem Motto „The Milk of Dreams“ und läuft noch bis zum 27.11.2022.
Das Motto ist dem gleichnamigen Titel eines Märchens der Surrealistin Leonora Carrington entlehnt. Insgesamt beteiligen sich 213 Künstler*innen aus 58 Ländern an der Biennale, wobei der Schwerpunkt auf Arbeiten von Künstlerinnen liegt. Thematisch beschäftigt sich die Ausstellung mit der symbiotischen Beziehung zwischen dem Menschen und seiner natürlichen und zivilisatorischen Umwelt. Als sterbliche körperbehaftete Lebewesen sind wir weder unverwundbar noch von unserer Umwelt unabhängig, sondern eingewoben in ein Netz von Beziehungen und gegenseitigen Abhängigkeiten, die uns untereinander und mit der Welt verbinden. Das gilt sowohl für uns als Individuen wie auch für die Gesamtheit der menschlichen Zivilisation und deren Geschichte. Vor dem Hintergrund eines rasant fortschreitenden technologischen Wandels, der Globalisierung, andauernder Kriege, der Pandemie und des sich abzeichnenden Klimawandels bei fortschreitender Ausbeutung und damit einhergehender Zerstörung der Natur entfalten sich auf der Biennale die unterschiedlichsten Positionen.
Wie die Menschheit, das Individuum und die Natur neu denken? Wo sind solidarische Beziehungen möglich und was folgt daraus? Utopie und Dystopie liegen hierbei oft dicht beieinander. Von der Wiedererneuerung im Sinne der Aufklärung („Man of Reason“) über die Vorstellung von posthumanen Lebensformen und Lebenswelten, den Wunsch nach einer allgemeinen Wiederverzauberung der Welt etc. gibt es viel zum Nachspüren, Einfühlen und Nachdenken.
Am Begriff der „Wiederverzauberung“ („re-enchant“) lässt sich die Janusköpfigkeit der möglichen Zukunft einer menschlicher Zivilisation gut nachvollziehen. So meint er einmal den Versuch durch eine neue – magische – Beziehung das Bündnis mit der Natur und den Tieren zu erneuern – also in Harmonie und Einklang mit der Umwelt zu leben. Zum anderen verweist er aber auch auf die mögliche Bedrohung durch menschengemachte Technologien wie Künstliche Intelligenz, neuronale Netzwerke und Algorithmen, die losgelöst von aller Menschlichkeit in Zukunft unsere Lebenswelt steuern könnten und uns in ihrer Komplexität – die wir nicht mehr nachvollziehen können werden –in Form von scheinbarer Magie gegenüber treten würden.
Eigentlich aber ist die Biennale gar nicht so düster wie Ihr nun denken könntet. Das Ganze macht sehr viel Spaß, hat Witz und macht sowohl neugierig als auch Freude.
Die Biennale findet in Venedig an zwei Orten statt: einmal den Giardini (Biennale Hauptgebäude und Länder Pavillons) und zum anderen im Arsenale der ehemaligen Schiffwerft von Venedig. Ein Ticket gilt für den jeweils einmaligen Zutritt beider Veranstaltungsorte.
Es gibt wirklich viel zu Entdecken und zusammen mit der großen Hitze wurde es mir irgendwann auch „Zuviel des Guten“ und ich musste die Segel streichen. Schöner wäre es für mich gewesen, ich hätte die Biennale jeden Tag mal so für zwei drei Stunden besuchen können, als nur an zwei „langen“ Tagen, ich hätte dann mehr von der gezeigten Kunst aufnehmen können.
Zur Biennale werden über die Stadt verstreut auch an anderen Stellen in Venedig Ausstellungen gezeigt – die sogenannten Collaterali. Eine gute Möglichkeit sonst für die Öffentlichkeit nicht zugängliche Orte mal von innen zu besichtigen.
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